Montag, 25. Juli 2005

Der Mensch als Topf

das wort "entdecken" könnte man gleichsetzen mit dem öffnen eines topfes. man hebt den deckel ab, also man ent-deck-elt ihn und schaut hinein, was sich darin befindet. so oder zumindest so ähnlich ist es wohl, wenn man menschen kennenlernt. man ent-deck-(el)t sie sozusagen.

der abwegige gedanke könnte folglich sein: was sieht man als erstes, wenn man unter deinen deckel schaut und ist für die beantwortung auch ein assoziationsausflug in den bereich essen/küche möglich?

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Färbungen, Schattierungen. Ist auch in der Küche so: helle Salzkartoffeln oder lilaroter Kohl oder grüner Broccoli.....

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rot-hell-grün, ein ampelfarbenfroher topf. wie steht es um die befindlichkeit. ist sie bei der auswahl der gemüse schon berücksichtigt? mir kämen da unter anderem die zarten sojasprossen und der harte/trockene ingwer in den sinn, die ja beide in unterschiedlichen nuancen auch bei dir zu finden sind, aber das ist wohl in deinem begriff "schattierungen" schon enthalten.

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Nunja, die Farben springen einem zuerst ins Auge, ganz ohne erst mit dem Kochlöffel oder den Fingern drinrumstochern zu müssen. Die Konstinenz und Beschaffenheit zu erkunden, kommt erst nach den Farben dran.... ;o)

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zustimmend blicke ich mit rosaroten wangen leicht zu boden. bezüglich des etappenartigen erkundens fällt mir auf, dass das zugehörige foto nicht allgemeingültig ist (aber was ist das schon) und somit nur bestimmten menschen zuzuschreiben wäre. die tatsache nämlich, aufgrund des durchsichtigen deckels schon ohne ein öffnen hineinschauen zu können, liesse wohl auf eine extrovertierte person schliessen, wohingegen bei vielen doch eine fassade oder ein gewisses schutzschild den ersten wahren blick trübt oder nicht zulässt. eine andere auslegungsperspektive wäre der aspekt der "emotionalen intelligenz". doch ob letztere ausreicht, um aus einem undurchsichtigen deckel einen zu machen, wie auf dem foto, scheint fragwürdig zumindest aber eine überlegung wert.

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Jetzt war ich für einen Moment versucht, den alten Spruch "Es ist nicht alles Gold, was glänzt" an dieser Stelle einzubringen, aber ich konnte mich gerade noch davon abhalten, zumal dieser Spruch hier vollkommen sinnbefreit wäre.

Durchsichtige Deckel neigen dazu, bei höheren Temperaturen zu beschlagen, so dass man nur noch eingeschränkte Sicht auf den Inhalt des Topfes hat. Sie mögen jetzt vielleicht sagen, dass auch die eingeschränkte Sicht noch genug Einblicke erlaubt, aber wenn Sie ehrlich sind, heben Sie, genau wie ich, auch den durchsichtigen Deckel an und schauen genauer in den Topf - womit der Unterschied zwischen einem durchsichtigen und undurchsichtigen Deckel sich lediglich auf Äußerlichkeiten beschränkt, die Handhabung ist dieselbe......

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fasziniert habe ich mich dabei ertappt zu nicken, denn es ist in der tat so, dass zunächst die beschlagenheit und später zahlreiche wassertropfen-rinnsaale die uneingeschränkte sicht verhindern und mensch den dingen gern unbeeinträchtigt "auf den grund geht". jedoch entfaltet sich bezogen auf die erhitzung gerade in mir ein gedankenschmetterling, denn schliesslich ist nicht davon auszugehen, dass mensch ständig in erhitztem zustand den menschen der welt begegnet. vielleicht scheint es dort also doch noch abstufungen zu geben. interessanter finde ich es allerdings, wenn man den faden weiterspinnt und dem zustand körperlicher erhitzung respektive der erregung im zusammenspiel mit einer anderen erhitzt-erregten person aufmerksamkeit schenkt, würde selbiges in logischer konsequenz nämlich bedeuten müssen, dass mit zunehmender erregung der/die andere immer undurchschaubarer wird. wäre dann der punkt des höchsten glückes, so er denn zeitnah erlebt wird, ein gegenseitiges deckel-lüften?

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Sie bringen mich gerade ein wenig aus dem Konzept....

Nein, sicherlich rennt "Mensch" nicht ununterbrochen hochtemperiert durch die Welt, was in mir gerade den Gedanken entstehen lässt, dass die Beschlagenheit mancher durchsichtiger Deckel eventuell pure Absicht ist, lässt er doch keinen tieferen Blick zu und verleitet den Betrachter zu festgelegtem Sackgassendenken. Welches Süppchen sich unter dem Deckel tatsächlich befindet, bleibt aufgrund vorgetäuschter Dauerbeschlagenheit verborgen. Im übrigen beschlägt ein Deckel auch, wenn das Innere des Topfes Temperaturen um den Gefrierpunkt aufweist, dann jedoch befindet sich der Niederschlag auf der Außenseite.

Ich würde Ihnen gerne zustimmen und das gegenseitige Deckellüften im Zustand größter Hitze als das höchste Glück bezeichnen, aber, ich bitte um Verzeihung, mitunter treffen ein exquisites Spargelgericht und ein überkochtes Gulasch aufeinander und das Glück nimmt seinen Hut und verlässt die Küche.

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der aspekt einer vorgetäuschten dauerbeschlagenheit impliziert jedoch eine hohe professionalität auf der seite des täuschenden, so denn überhaupt von wahrer dauerhaftigkeit gesprochen werden kann, wenn es um ein "sich verstellen/verschliessen" geht. jedoch möchte ich ihnen ihre argumente damit keinesfalls absprechen. gerade jedoch wenn ein täuscher willens ist oder willens "gemacht wird", jemand anderes zu entdecken, so wird sich (nicht generell aber üblicherweise) auch ein türchen zu sich selbst öffnen "müssen" und selbst die kleinste spiegelscherbe der seele, die nicht den vorgeführten rollenbildern entspricht, könnte dann fähig sein, das gesamte kartenhaus zu fall zu bringen. was die gefrierpunkt-perspektive anbelangt, so öffnet selbige ein interessantes feld der möglichen interpretationen, wäre doch z.b. dann mit einem fingerstreich die beschlagenheit auch ohne entdeckeln möglich. ihr letzter absatz hat jedoch besonders zugesetzt, vor allem natürlich meinem gaumen ;-) in der tat bin ich etwas geschockt, nicht wirklich auf die kombination von erlesenem spargel und verkochtem gulasch vorbereitet gewesen zu sein. doch selbst dieser, der ratio wiederstrebenden kombination ist nicht entgültig ein verlust des glückempfindens zuzuschreiben. denn ein innehalten, ein leises schauen und lauschen, vor allem aber eine vernachlässigung der ratio könnte selbst dann ein neues und wohl unverständliches glück entdecke(l)n. denn schliesslich kann das glück einem aus vielen winkeln entgegen schauen.

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Ich muss gestehen, dass ich mich gerade frage, wer Sie sind, dass Sie mich mit Ihren Worten so sehr zu beeindrucken vermögen.

Es muss sich im übrigen nicht um eine vorgeführte Rolle handeln, die da unter dem beschlagenen Topfdeckel vor sich hinbrodelt, es könnte sich um den Teil eines ganzen Menüs handeln, das sich erst in seiner Vielfalt offenbart, wenn es am Tisch angerichtet ist.

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es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass ich ihnen nicht (und schon gar nicht erschöpfend) beantworten kann, wer ich bin. das lesen ihrer zeilen hat jedoch ein lächeln auf mein gesicht gezaubert, für welches ich mich hiermit vielmals bedanke. ich muss zudem gestehen, dass ich ziemlich erstaunt bin, welch ein facettenreichtum sich erneut bietet, allein dadurch, dass sie die vorstellung des einklangs eines ganzen menüs einbeziehen. der blick über den tellerrand scheint vielversprechend, treibt allerdings auch zu dem eingeständnis einer weiteren komplexitätszunahme.

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Mit einer erschöpfenden Antwort habe ich ohnehin nicht gerechnet, denn dazu wäre ich selbst auch nicht bereit - aber vielleicht ein paar Farbtupfer, die ein Bild erahnen lassen?

Es gibt nichts einfaches auf der Welt, jedes Ding, jeder Mensch, so einfach es oder er auch erscheinen mag, eröffnet bei genauerer Betrachtung eine Komplexität, die so umfassend ist, dass man sie erst als Ganzes begreifen muss, um jede einzelne Facette zu erkennen. Da dieses Begreifen aber längerer intensiver Betrachtung bedarf und das Begreifen selbst eine weitere Komplexität darstellt, sowohl bei dem, der zu begreifen versucht, als auch bei dem, der versucht, begreifen zu lassen, kann ein tatsächlicher Erfolg nur über das Verabreichen und Zusichnehmen von Häppchen erfolgen. Eine langsam genossene Speise beeindruckt die Zunge nachhaltiger, vielfältiger und intensiver als hastig verschlungene Spaghetti Bolognese, auch wenn diese raffiniert gewürzt sind. Allerdings wird jemand, der keine Kapern mag, mit hohlen Zähnen kauen und den Teller hastig und angewidert leeren, was sich auch sehr gut auf das Miteinander von Menschen übertragen lässt.

Dieses kleine Gespräch hat mich sehr gefreut und mir ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht gelegt.

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ich bin begeistert von den zeilen, die ich soeben lesen durfte, drücken sie doch so vieles in einer scheinbar abgeklärten leichtigkeit aus ohne dabei die faszination an dem ganzen anzutasten; vielmehr gelingt es ihnen diese zu steigern. darum bietet diese umfassende analyse zuviel schönes, als das es durch eine erweiterung eine verbesserung erführe, weshalb ich vielmals danken möchte für diese gelungene darstellung ohne jedoch verhehlen zu können betrübt über das zügige erreichen des jetzigen punktes zu sein. mir gefällt jedoch der gedanke, dass sich dieses thema nicht gänzlich endigen lässt und getreu dem titel meines blogs lediglich ein "zwischen"ergebnis deutlich geworden ist.

was die farbtupfer angeht, so wird es mir vielleicht gelingen ein paar zeilen zu verfassen, die in einem neuen topic dann darauf warten, von ihnen gelesen zu werden. ;-)

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Das ist aber jetzt blöd, dass du als Bild einen Topf mit Glasdeckel genommen hast. ;)

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dies stellte ich leider schon bestürzt in anlehnung an evasive´s gedanken hier fest. ;-)

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Ach, wissen Sie was? Das ist mir jetzt furchtbar peinlich.

Ich war faul und wollte nicht alle Kommentare lesen, hab nur schnell nach "Glas" gesucht und nichts gefunden - dann dachte ich, ich könnte meinen Senf abgeben.
Sie verzeihen mir?

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nun ist mir aber furchtbar peinlich, dass meine zeilen in ihren augen eine schroffe abweisung darstellten. dies war nicht meine intention und ich dachte insbesondere das zwinkernd-lächelnde smiley hätte den freundschaftlichen hinweis bekräftigt. und ich danke ihnen natürlich für ihren senf, denn es ist ja ein wesentlicher punkt des austausches über dieses thema.

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Haha, ach, Sie dachten, ich wäre jetzt eingeschüchtert oder würde mich gemahnt fühlen?
Ich trug es mit Humor. :) Hätte vielleicht auch nach meinem "Sie verzeihen mir?" ein Smiley machen müssen. Ach, immer diese Missverständnisse wegen dem Sarkasmus im Internet.

Außerdem muss es heißen: "[...] und ich danke dir natürlich für deinen senf [...]"
Ich finde es schon schlimm genug, dass mich die restliche Bloggerwelt, bis auf einige Ausnahmen, siezt. Ihnen treib ich das gleich zu Beginn aus. ;)

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ja, ja die missverständnisse, was wäre das netz ohne smileys und *g*-kürzel. ich bin allerdings auch manchmal etwas irritiert, wenn ich gesiezt werde, insbesondere dann, wenn es sich um eigentlich persönliche themen handelt. so eine gewisse respektvolle distanz hat ja jedoch manchmal auch was. aber das findest du bestimmt auch. ;o)

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